So lassen sich träge Karpfen im zeitigen Frühling überlisten
Am 20. März eines jeden Jahres startet der kalendarische Frühling. An diesem Tag findet die sogenannte Tagundnachtgleiche statt – es ist 12 Stunden hell und 12 Stunden dunkel. Nicht nur die Tage werden in dieser Zeit immer länger, sondern auch die Strahlen der Sonne spürbar kräftiger.
Für uns Karpfenangler beginnt eine interessante Zeit, die wieder mehr Aktivität in der Unterwasserwelt verspricht. Das Karpfenangeln im Frühjahr gestaltet sich trotzdem recht anspruchsvoll, denn leider hält der Winter unter Wasser tendenziell länger an, als an der Oberfläche. Mit einer guten Strategie und dem richtigen Mindset landen die ersten Bartelträger dennoch schon bald in der Matte.
Nachfolgend erfährst Du, wie sich die Karpfen im Frühling verhalten und was man dadurch auf die eigene Angelei übertragen sollte. Wir hoffen, Dir mit diesem Ratgeber zum Karpfenangeln im Frühjahr weiterhelfen zu können.
Inhaltsverzeichnis
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Gewässerwahl
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Platzwahl
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Füttern oder instant angeln?
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Köder & Montage
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Den persönlichen Komfort nicht vergessen
1. Karpfenangeln im Frühjahr – Gewässerwahl
Obwohl sich an warmen Frühlings-Tagen mitunter schon T-Shirt-Wetter einstellt, wartet die Wassertemperatur zunächst nur mit einstelligen Werten auf. Unsere wechselwarmen Freunde sind dementsprechend noch nicht allzu aktiv. Umso wichtiger wird es, den richtigen Spot zum Karpfenangeln im Frühjahr zu finden. Ganz am Anfang steht jedoch die Gewässerwahl.
Es macht auf jeden Fall Sinn, sich im März und April noch kein anspruchsvolles Gewässer vorzunehmen. Dadurch könnte man sich die Motivation für die Saison durchaus verderben. Die Fische fressen zwar – jedoch längst nicht so viel wie im Sommer.
Das Wasser meiner Wahl ist zu dieser Zeit ein wenige Hektar kleiner Flachlandsee, welcher in der Vergangenheit durch Überschwemmungen der Elbe entstanden ist. Dieser ist maximal 2 Meter tief, wodurch sich das Gewässer bei Sonneneinstrahlung zügig erwärmen kann. Die wärmeliebenden Friedfische werden hier am schnellsten angeregt, auf Nahrungssuche zu gehen.
Wer planbar und schnell zum Erfolg kommen möchte, sollte im Frühjahr generell kleine und gut besetzte Gewässer vorziehen. Auch der Fluss kann lohnenswert sein. Im Strom müssen die Karpfen schließlich immer fressen, da sie sich bewegen und Energie verbrauchen. Zudem ist die Wassertemperatur dort in der kalten Jahreszeit etwas höher. Allerdings ist in diesem Zusammenhang auch eher das 15 Meter breite Exemplar produktiver als der ganz große Strom. Letzterer wird nicht selten im Frühjahr von Hochwasser heimgesucht.
Wenn Hochwasser alle Pläne zunichte macht
Der Frühling ist immer auch eine Zeit des Hochwassers. Die Schnee- und Eisschmelze sorgt dann schnell für eine unkontrollierte Ausdehnung der Wasserfläche. In der Nähe großer Ströme kann man sich daher nicht immer aussuchen, wo man angelt und es stellt sich die Frage, ob ein Ansitz überhaupt möglich ist. Die Chancen, Fische ausfindig zu machen, sinken rapide. Ohne Boot machen eigentlich nur noch Ausweichgewässer Sinn – wenn vorhanden.
2. Karpfenangeln im Frühjahr – Platzwahl
Ist ein vielversprechendes Gewässer gefunden, steht als nächstes die Wahl des Angelplatzes an. Da sich die Karpfen noch nicht allzu umtriebig zeigen werden, sollte die Wahl des Spots gut durchdacht sein.
Wird das Wasser wärmer, zeigen sich Karpfen teils auch wieder flacher. Insbesondere an sehr sonnigen Tagen kann man die Fische manchmal im gedämpften Tempo an den Uferkanten ziehen sehen. Am Übergang zwischen Flachwasserzone und Kante gehört dann natürlich auch mindestens eine Montage abgelegt. Auch ganz flach können die Fische bei Hochdruckeinfluss ziehen.
Ganz grundsätzlich beginnt außerdem die Vegetation, in den flachen Bereiche – auch durch die Hilfe der Sonne – am schnellsten zu gedeihen. Hier siedelt sich dann auch am ehesten wieder natürliche Nahrung an.
Weil es nachts im Frühjahr nicht selten merklich abkühlt, solltest Du überlegen, Deine Ruten über die Nacht hinweg in unterschiedlichen Tiefen abzulegen. Der Fuß der ersten, abfallenden Kante ist z.B. eine gute Anlaufstelle, wenn Du über Nacht bleibst.
Sofern Dein Gewässer stark strukturiert und doch recht tief ist, stellt das Anaconda GTM ein tolles Hilfsmittel dar, die Wassertemperatur in 1-Meter-Schritten messen zu können. Dazu wirft man jenes einfach an der Rute aus und lässt es absinken. Am Display kannst Du im Folgenden die Werte ablesen. Der Übergang vom kalten Wasser am Grund zu wärmeren Gefilden oberhalb ist dabei als produktiv zu vermuten.
Darüber hinaus suchen Karpfen im frühen Jahr gerne Schutz im Bereich versunkener Bäume/Äste und bei überhängendem Buschwerk. Massive Krautfelder sind schließlich noch keine Alternative für die Fische. Auch dort ist es aussichtsreich. Du solltest hier Dein Material entsprechend stärker wählen und nicht zu aggressiv am Holz angeln, damit kein Karpfen unnötig zu Schaden kommt.
- Kleine und gut besetzte Gewässer taugen dazu, eine große Dosis Motivation für die anstehende Saison tanken
- Flache Gewässer mit dunklem Grund erwärmen sich besonders schnell und machen die Karpfen munter (Doch Vorsicht – Hier stellt sich auch die Laich-Stimmung am schnellsten ein)
- Gerade an und nach sehr sonnigen Tagen ist es produktiv, flach zu angeln
- Tools, wie das Anaconda GTM, helfen Dir, warme Zonen schnell zu identifizieren
- Über Nacht sind Übergänge von flach zu tief sowie generell grobe Struktur-Veränderungen vielversprechend
- Karpfen suchen das ganze Jahr über Schutz – Holz und Buschwerk werden gerne, auch zur Orientierung, angeschwommen
- Wenn Du nicht weißt, wo die Fische sind, beangle mit jeder Rute eine andere Tiefe bzw. ein anderes Areal
3. Karpfenangeln im Frühjahr – Füttern oder instant angeln?
Das Anfüttern kann beim Karpfenangeln im Frühjahr Sinn machen. Man muss es aber richtig einzusetzen wissen. Jetzt ist nicht die richtige Zeit, viele und nahrhafte Boilies auf Fischmehlbasis (kann der Karpfen besonders gut verwerten) einzubringen. Damit würden wir die Karpfen nämlich nur satt machen und so gewährleisten, dass unser Hakenköder mit großer Wahrscheinlichkeit verschmäht wird.
Im kalten Wasser sollte Futter eher als dezentes Lockmittel verstanden werden. Es dient dazu, die Karpfen schneller auf unseren Angelplatz aufmerksam zu machen. Kleine Boilies auf Kohlenhydrat-Basis laufen z.B. schneller durch den Karpfen und es besteht weniger Gefahr, dass sie liegen bleiben. Kommt kein Karpfen vorbei, werden 10er bis 15er immerhin noch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit von Brassen und Co. vertilgt.
Am attraktivsten ist im noch kalten Wasser sicherlich der Einsatz von Weichfutter. Groundbait hat keinen signifikanten Sättigungs-Effekt und kann in Kombination mit Liquids reizvolle Wolken sowie Geschmäcker unter Wasser verteilen.
Generell sollte die Art und Menge des Futters auf die Gegebenheiten vor Ort abgestimmt werden. Es gilt folgende Gleichung:
Je höher die Wassertemperatur ist, je mehr Karpfen, Weißfische und Mitesser (z.B. Wasservögel) vorhanden sind, je weiter der Ansitz noch in der Zukunft liegt und je länger der tatsächliche Ansitz andauert, desto mehr Futter kann im Voraus eingebracht werden.
Da man bei Bedarf nachfüttern kann, sich jedoch nichts wieder aus dem Wasser entfernen lässt, solltest Du es lieber langsam angehen lassen.
Probate Lockmittel sind beim Karpfenangeln im Frühjahr z.B.:
- Grundfutter (Zig-Mixe bilden besonders auffällige Säule im Wasser)
- Kondensmilch, Melasse und alle gängigen Liquids (Bloodworm, Liver, Fischprotein, GLM, CSL, Kiana Goo usw.)
- Kleine Partikel, wie Dosenmais, Hanf, Weizen und Haferflocken
- Kleine Pellets mit kurzer Auflöse-Zeit
- Kleine und/oder halbierte Boilies auf Kohlenhydrat-Basis
- Teig
Wenn Du nur einen halben Tag oder noch kürzer fischen gehen möchtest, solltest Du beim Karpfenangeln im Frühjahr kein Futter mit der Kelle o.ä. ausbringen. Wenige Spombs, präzise abgelängt, reichen vollkommen.
Am präzisesten lassen sich Futtergaben durch PVA (Polyvinylalkohol) am Hakenköder platzieren. In der Form von Netzmaterial oder einem geschlossenen Beutel wird es mitsamt Rig ausgeworfen. Es gibt spezielle Sorten, die sich auch im kalten Wasser zuverlässig auflösen (z.B. von Korda und Fox).
Damit sich PVA optimal nutzen lässt, solltest Du keine nassen Hände haben (Liquids auf Öl- und Alkohol-Basis stellen kein Problem dar).
- Futter soll die Fische anlocken und nicht satt machen
- Ob es überhaupt Sinn macht, entscheiden der Karpfen- und Weißfischbestand sowie die Möglichkeit, das Fressen per Kamera überwachen zu können
- Gerade bei Kurzansitzen im zeitigen Frühjahr sollte gewährleistet sein, dass beim Angeln möglichst nur der Hakenköder am Grund liegt
- PVA ist sehr hilfreich, bei kaltem Wasser punktgenau und minimalistisch Lockmittel zu platzieren
4. Karpfenangeln im Frühjahr – Köder & Montage
Wie zu jeder Jahreszeit, ist auch beim Karpfenangeln im Frühjahr vor allem die Platzwahl wichtig. Von Bedeutung sind darüber hinaus der Köder und die Montage. Sie müssen auf die vorherrschenden Gegebenheiten am Wasser abgestimmt sein.
Da die Weißfische, Krebse und Krabben im kühlen Frühjahrs-Wasser ebenfalls noch nicht allzu aktiv sind, kann in den meisten Fällen problemlos zu kleinen und attraktiven Ködern gegriffen werden. Das Soaken mit Dips und Liquids bietet sich an.
Ich greife gerne zu 15er Waftern (ausbalancierte Köder). Diese werden nur durch das Gewicht des Hakens am Grund gehalten und sind ansonsten schwerelos. Die Theorie dahinter: Bei einem trägen oder misstrauischen Karpfen, der wenig Saugkraft anwendet, wird dieser Köder trotzdem recht zuverlässig im Maul landen.
Nach allgemeiner Auffassung nimmt der Karpfen im kalten Wasser Geschmäcker schlechter wahr. Generell sollen die Sinnesorgane etwas gedämpfter sein. Der Einsatz hochwertiger, wasserlöslicher Extrakte macht sich im zeitigen Frühjahr also im besonderen Maße bezahlt.
Die Montage darf dem Tackle im Winter ähneln. Sprich: Sofern es die äußeren Gegebenheiten zulassen, darf alles etwas kleiner und gedrungener ausfallen. Ich setze beim Karpfenangeln im Frühjahr gerne auf 6er Haken am 20 lbs Material. Möchtest Du ganz kleine Köder einsetzen, können sogar 8er und 10er Haken Sinn machen.
Da Brassen und Co. noch nicht so nervtötend sind, ist es außerdem möglich, den Abstand zwischen Haken und Köder geringer ausfallen zu lassen.
Darüber hinaus verwende ich etwas kürzere Vorfächer zwischen 15 und 18 cm, weil sich die Karpfen gemächlicher bewegen. Zu lange Vorfächer können dann für Fehlbisse sorgen.
- Wie im Winter, können alle Komponenten tendenziell kleiner und dünner ausfallen
- Durch ein gekürztes Vorfach sowie Haar lassen sich die Fische zuverlässiger haken, jedoch steigt damit das Risiko, dass sich bereits kleine Brassen „aufhängen“
- Karpfen sind in Sachen Geschmack und Sicht noch nicht in bester Kondition, weshalb der Einsatz attraktiver Flüssigkeiten und von auffälligen, auftreibenden Ködern absolut von Nutzen ist
- Kleine, vergleichsweise weiche Köder bringen Dich in dieser Jahreszeit definitiv schneller an den Fisch
5. Karpfenangeln im Frühjahr – Persönlichen Komfort nicht vergessen
Ob das Karpfenangeln im Frühjahr mit Freude und Genuss verbunden wird, hängt maßgeblich von der eingesetzten Ausrüstung ab. Gerade im zeitigen März gibt es oftmals noch Nächte unterhalb des Gefrierpunkts. Wer am Tage nur mit einer leichten Übergangsjacke anreist, wird dann sicherlich frieren und schnell die Motivation verlieren.
Es ist ratsam, bis zur Laichzeit noch mit einem dicken Teddyfutter-Schlafsack und mehreren Kleidungs-Optionen anzurücken. Dann besteht keine Gefahr, zu frieren und dementsprechend schnell die Motivation zu verlieren.
Auch heißer Tee/Kaffee sowie warme Mahlzeiten tragen dazu bei, dass man es am Wasser gut aushält. Hast Du die Möglichkeit, aus dem Auto/Bulli heraus zu angeln, ist dies ebenfalls eine gute Option. Selbst bei Regen bereitet die An- und Abfahrt dann wenig Aufwand.
Petri Heil beim Karpfenangeln im Frühjahr!