Der Selbstroller hat die Möglichkeit zur maximalen Kontrolle und Angepasstheit
Keine Frage, die Fertigboilies auf dem Markt werden immer besser. Das liegt darin begründet, dass auch der Hobby-Angler immer eingehender darüber Bescheid weiß, was hochwertige Inhaltsstoffe sind. Dennoch gibt es weiterhin Flavour-Kugeln, deren Nährstoffgerüst eher zweifelhaft ist, während das Marketing den Carphunter trotzdem einfängt. Wer das nicht erkennen kann, gerät eben manchmal ungewollt an schlechte Qualität. Hochwertige Fertig-Boilies sind hingegen recht teuer. Selbst ein hoher Kaufpreis darf hier aber leider nicht automatisch als Gewissheit für gute Inhaltsstoffe gesehen werden.
Wer einen hohen Bedarf an Boilies hat, wird über die Zeit tief in den Geldbeutel greifen müssen – wenn er oder sie nicht gerade gesponsert wird. Boilies selber machen kann sich also definitiv lohnen. Du kannst die Baits dann perfekt auf Deinen Bedarf abstimmen, hochwertige Inhaltsstoffe verarbeiten und trotzdem Geld sparen.
Wie man Boiles selber machen kann, was Du dafür brauchst und welche Inhaltsstoffe zu empfehlen sind, stellen wir Dir in diesem Ratgeber vor. Du erhältst außerdem Tipps dafür, dass ein gut rollbarer Mix entsteht.
Boilies selber machen – Darum lohnt es sich
Es gibt gute Gründe, eigene Boilies abzurollen. Die Begründung kann wie folgt lauten:
- Boilies selbst rollen macht Spaß und schenkt Vertrauen
- Köder kann perfekt auf äußere Gegebenheiten abgestimmt werden (Wassertemperatur, Weißfischbestand, Wels-Vorkommen usw.)
- Du möchtest besonders hochwertige Hookbaits kreieren
- Dicht reizt der Gedanke, bessere Boilies zu rollen, als sie der Markt hergibt
- Größe und/oder Farbe des Wunsch-Boilies ist auf dem Markt nicht verfügbar
- Geld sparen (Ein probater Grundmix lässt sich auf unter 2 € pro Kilo drücken)
- Sich bei Angeldruck von anderen Anglern eindeutig absetzen
- Kein Vertrauen in Fertigbaits, da genaue Zusammensetzung zumeist unbekannt ist
Wenn Dein persönlicher Grund hier nicht gelistet ist, schreibe doch gerne einen Kommentar.
Boilies selber machen – Diese Gerätschaften brauchst Du
Je nach Anspruch an die Menge und Rundheit der Boilies, kommen unterschiedliche Geräte zum Einsatz. Wenn Du das Erstellen des Mixes erst einmal nur ausprobieren oder ohnehin nur eine Menge von +- 1 kg machen möchtest, brauchst Du nur folgendes:
- 2 ausreichend große Schüsseln/Eimer (Standard sind 10l)
- Einen Kochtopf
- Eine Ablagemöglichkeit für unfertige Teigkugeln
- Eine Ablagemöglichkeit für die fertigen „Klicker“ zum Trocknen
Grundsätzlich trennt man den Boiliemix zunächst in die Komponenten trocken und flüssig. In einem Gefäß vermengst Du die trockenen Mehle homogen, sodass alles gleichmäßig aufgeteilt ist. In einem anderen Gefäß werden die flüssigen Komponenten – vordergründig die Eier – zusammengebracht. Im Anschluss wird der Trocken-Mix in den Flüssig-Mix gekippt und zu einem Teig geknetet.
Wenn es Dir genügt, aus dem Teig per Hand Kugeln zu rollen, kannst Du einiges an Geld sparen. Es sei aber festgehalten, dass sich das händische Rollen sehr mühsam gestaltet. Je kleiner der gewünschte Durchmesser, desto widerspenstiger wird das Ganze. Um schneller und runder rollen zu können, benutze ich einen sog. Mammutroller.
Ein Boilieroller besteht aus einer Ober- und einer Unterseite. Beide verfügen über Wölbungen in der Größe des gewünschten Boilie-Durchmessers – mit einem Roller lässt sich auch nur eine Größe sauber abrollen. Konkret sind im Handel Durchmesser zwischen 8 und 35 mm erhältlich. Ich nutze z.B Ausführungen in 14 mm, 20 mm und 24 mm.
Auf der geöffneten Unterseite wird eine Teigwurst quer platziert. Im Anschluss drückst Du die Oberseite in die Führung der Unterseite und führst jene einige mal nach oben und unten. Es entstehen dabei Teigkugeln, die im Anschluss gekocht oder gedämpft werden können.
Mehr Effizienz und Komfort beim Rollen großer Mengen
Je nach Zielsetzung, kann das Rollen von Boilies zu einem wahren Kraftakt werden. Auch zeitlich geht selbst bei kleinen Mengen schnell ein halber Tag drauf – gerade wenn man mit den Gepflogenheiten noch nicht vertraut ist.
Neben dem bereits angesprochenen Boilie-Roller, kann Dich eine sogenannte Boiliegun tatkräftig unterstützen. Mit dieser lassen sich Teigwürste erstellen, die perfekt in den Boilieroller passen, was für die Rollbarkeit sehr wichtig ist. Hierbei unterscheidet man noch einmal zwischen manuell und pneumatisch.
Eine manuelle Baitgun sieht wie eine Silikon-Spritze aus und funktioniert im Prinzip auch so. Sie nimmt einige hundert Gramm Teig auf, der dann händisch über den Griff zu Würsten gepresst wird.
Wenn Du keine Kraft beim Erstellen der Würste aufwenden möchtest und generell ambitioniert bist, lohnt sich eine eine Boiliegun mit Druckluft. Jene wird an einen Kompressor angeschlossen. Gängige Ausführungen fassen 1 bis 4 kg Teig.
Damit sich der Umgang mit der Baitgun zielführend gestaltet, werden passende Teigdüsen benötigt. Diese müssen in der Praxis noch auf den gewünschten Durchmesser zurechtgeschnitten werden. Es ist ratsam, hier 1-2 mm unterhalb des eigentlichen Boilie-Durchmessers zu bleiben – dann rollt sich die Wurst in der Regel am besten. Für 20 mm Boilies ist es also angebracht, wenn die Teigdüse einen Auslass von 18-19 mm hat.
Boilies selber machen – Kochen oder Dämpfen?
Die Frage, ob man die Boilies lieber Kochen oder Dämpfen sollte, hat schon zu so manchem Zwist geführt. Der Begriff Boilie leitet sich vom Englischen to boil ab, was so viel wie Kochen heißt.
Dennoch wirft das Kochen der Boilies Fragen auf. Wer damit vertraut ist, weiß um die Eintrübung des Kochwassers. Schnell liegt hier die Vermutung nahe, dass vor allem die teuren, wasserlöslichen Extrakte beim Kochen des Boilies auch zu einem gewissen Teil an das Umgebungswasser ausgeschwemmt werden.
Wird der Boilie hingegen bei 95-98 Grad Celsius gedämpft, gehen die löslichen Stoffe nicht so schnell verloren bzw. bleiben wahrscheinlich in einer höheren Konzentration vorhanden. Weil das im Nachhinein noch niemand evidenzbasiert ermittelt hat, bleibt dieser Umstand aber eine Vermutung. Diese ist jedoch gut begründet.
Letztlich bleibt das Ganze auch dem Geschmack des Anglers überlassen, denn auf gekochte Boilies wurden trotz einer gewissen Abgabe an das Kochwasser natürlich schon Unmengen großer Karpfen gefangen.
Boilies selber machen – Fängige Zutaten
Ein Boilie soll Karpfen fangen. In den meisten Fällen wird darüber hinaus gewünscht, dass er möglichst selektiv Karpfen fängt. Am besten laufen nur Schuppis und Spiegler ab. Beeinflussen kannst Du dies mit den Zutaten und der Nachbereitung.
Zunächst muss man aber mit einer Sache ehrlich aufräumen – auch billige „Grießkugel- und Flavour-Boilies“ fangen (kurzfristig) Fische. Merken die Fische mit der Zeit jedoch, dass diese wenig nahrhaft sind, lassen sie die Kugeln vorzugsweise links liegen – für den Aufbau langfristiger Futterplätze und das Konditionieren der Karpfen sind hochwertige Zutaten also essentiell. Es geht in diesem Zusammenhang außerdem darum, die Fangchancen zu erhöhen. Und gerade in Gewässern, die man nicht alleine befischt, ist es sinnvoll, auf einen hochwertigen Mix zu setzen. Wer das nicht tut, wird vermutlich schlechter fangen, weil andere Karpfenangler die Fische auf ihre Kugeln besser konditionieren können.
Finde Deine Basis
Der Boiliemix muss homogen werden, damit er sich abrollen lässt und später im Wasser eine gewisse Beständigkeit an den Tag legt. Es ist daher z.B. nicht möglich, einfach alle erdenklichen Extrakte und Gewürze zusammenzuklatschen. Final wird dabei kein nutzbarer Boilie herauskommen.
Zunächst ist es ratsam, einen Grundmix festzulegen, der später den größten Anteil des Trockenmixes ausmacht und für eine gute Bindung sorgt. Folgende Spektren der Makronährstoffe sind gut rollbar:
- 30-50% Proteinanteil
- 30-60% Kohlenhydratanteil
- 5-10% Fett
- 5% Rohfaser (unverdauliche Pflanzenstoffe)
Kohlenhydrat-Boilies haben dennoch eine absolute Daseinsberechtigung. Sie sind schlechter verdaubar und laufen schneller beim Karpfen durch – sprich der Karpfen wird nicht so schnell satt. Im kalten Wasser kann es also sehr vernünftig sein, mit kleinen Getreidemehl-Boilies zu füttern und zu angeln. Gleiches gilt für den Angler, der sich abheben möchte. Verwenden an Deinem Pool alle Angler Fischmehlboilies mit hohem Proteingehalt, kann ein Kohlenhydrat-Boilie sicherlich mal frischen Wind in die Fangstatistik bringen. Darüber hinaus haben Karpfen bei sehr warmem Wasser Probleme, den großen Stickstoff-Gehalt von Fischmehlboilies über die Kiemen wieder abzugeben. Daher machen Kohlenhydrat-Boilies auch immer Hochsommer Sinn, damit das Gewässer womöglich nicht umkippt.
Im Folgenden stellen wir Dir Zutaten vor, mit denen sich Boilies für jede Situation abrollen lossen. Die Auflistung hat jedoch nicht den Anspruch, vollständig zu sein.
Maismehl
Maismehl ist den Grundzutaten zuzuordnen – kann also entsprechend hoch dosiert werden – und liefert in erster Linie Kohlenhydrate. Unsere Karpfenfreunde mögen bereits das Ausgangsprodukt in der Kornform, weshalb diese Zutat naheliegend ist. Maismehl ist zudem ein guter Binder.
Du kannst wahlweise feines, grobes oder sogar bereits fermentiertes Maismehl verarbeiten. Letzteres wurde thermisch und enzymatisch aufgeschlossen, sodass bereits die lockenden Alkohole entstanden sind. Selbstredend kostet fermentiertes Mehl jedoch mehr.
Hartweizengrieß
Hartweizengrieß eignet sich ebenfalls gut dazu, eine bindende Basis zu schaffen. Er enthält einen hohen Anteil Kohlenhydrate.
Sojamehl
Sojamehl ist wahlweise entfettet oder vollfett erhältlich. Es besitzt einen hohen Eiweißanteil, liefert jedoch auch Kohlenhydrate.
Bierhefe
Bierhefe enthält zig Vitamine und Nährstoffe, weshalb es nicht nur in der Fischzucht, sondern auch von Karpfenanglern gerne eingesetzt wird. Gemeinhin ist dieses Mehl schon sehr löslich – als Extrakt ist es dann bis zu 90% wasserlöslich.
Wenn Dir der Geruch von Bierhefe hinsichtlich Lebensmittel-Konsum verdächtig vorkommt, hast Du eine gute Nase. Sie kommt als hochwertige Ausführung nämlich u.a. als Geschmacksverstärker in Chips vor. Generell ähnelt das Nährstoffprofil tatsächlich dem von Lebermehl.
Fischmehl
Fischmehl ist eine tolle Zutat, um den Boilie komplex und für den Karpfen interessant zu machen. Bereits ein Produkt – z.B. in Form von Herings-, Rotbarsch- oder Sardellenmehl, enthält zig Aminosäuren, die anziehend und nützlich für den Karpfen sind.
Acid Casein
Acid Casein wird aus frischer, entrahmter Milch gewonnen. Es ist schneeweiß und hat einen Eiweißanteil von mindestens 95%.
Weil Casein wasserhärtend ist, kannst Du über diesen Inhaltsstoff Deine Boilies härter machen. In der warmen Jahreszeit ist das sicherlich interessant. Weil es an Wasserlöslichkeit fehlt, sollte man es mit der Dosierung aber auch nicht übertreiben (selbst im Hochsommer sollte das Maximum bei 30% liegen).
Eggalbumin
Eggalbumin eignet sich ebenfalls als Härter in den Boilies. Mit dieser Ingredienz kannst Du die Kugeln steinhart und absolut weißfischresistent machen.
Weil Eggalbumin so gut wirkt (Effekt tritt erst bei Hitze auf), sollte es maximal auf 5% dosiert werden. 2-3% werden für die meisten Zwecke in diese Richtung schon ausreichen. Ansonsten schwemmen die Baits dann irgendwann gar nicht mehr aus.
Birdfood
Eifutter ist sehr attraktiv und wird zur Aufzucht von Vögeln genutzt. Auch Karpfen mögen die Inhaltsstoffe, welche sich z.B. aus Biskuit, Milchpulver, Honig und Saat zusammensetzen.
Bekannte Hersteller von Birdfood sind u.a. Haith’s und Witte Molen. Auch vergleichsweise preiswertes Kanarienfutter aus dem Supermarkt kann in einem Boiliemix Verwendung finden.
Betain
Betain gilt als der Attraktor schlechthin für Karpfen. Es ist schon lange kein Geheimnis mehr, dass dieser Stoff auf Karpfen anziehend wirkt, was u.a. der hohen Wasserlöslichkeit geschuldet ist. Der Picknicker Achim Schlüssel sagt dazu:
Was dem Menschen sein Glutamat, ist dem Karpfen sein Betain
Im Fachjargon heißt Betain N-Trimethylglycin. Es handelt sich dabei um eine Aminosäure, die man aus Zuckerrüben gewinnt (beta=lat. für Rübe). Du musst daher nicht zwingend extra beworbenes Betain für Deine Boilies kaufen, dessen Herkunft oft unklar ist, sondern kannst auch Goldsaft/Melasse verarbeiten.
Leberextrakt
Leberextrakt ist vom Geruch und der Haptik her mein „Lieblings-Stoff“ für Boilies. Es riecht angenehm und ist zu fast 100% wasserlöslich (nicht mit vergleichsweise günstigem Lebermehl verwechseln!). Das Aminosäureprofil und die Mineralien sind für den Karpfen wie geschaffen.
Darüber hinaus ist Leberextrakt staubfein. Schon beim Schütten bilden sich Wolken, die sich lange in der Luft halten und verführerisch riechen. Man muss allerdings auch erwähnen, dass dieses Extrakt zu den teuersten Produkten gehört, die Du einem Boilie sinnstiftend beimischen kannst. Glücklicherweise reichen 3-5% aus, um eine entsprechende Lockwirkung zu erzielen.
GLM
GLM ist die Abkürzung für Green Lipped Mussel (Grünlippmuschel). Es handelt sich auch hier um ein hochwirksames Extrakt. Zumeist kommt der Inhaltsstoff aus Neuseeland, denn hier ist die Grünschalmuschel heimisch und wird erfolgreich gezüchtet.
GLM enthält von Natur aus schon viel Betain und war früher ein echter Geheimtipp in England. Es reicht, diesen Inhaltsstoff auf 3-5% im Boilie zu dosieren, um sich die positiven Eigenschaften zu Nutze zu machen.
Belachan
Belachan besteht aus fermentiertes Shrimps in Form von Süßwassergarnelen – für Karpfen also potenziell sehr interessant. Es riecht schon ziemlich heftig (kommt durch das Gären zustande) und ist in Pulver- und Block-Form erhältlich.
Die Block-Form ist nicht ganz so hoch dosiert und lässt sich universell einsetzen. Du kannst den Block mittels Reibe in Deinen Boiliemix oder Stick-Mix geben. Gerade im Winter ist der Stinker mitunter hilfreich, um das gewisse Etwas zu kreieren.
NHDC (Sweetner)
Karpfen mögen es bekanntlich süß. Daher ist es nur sinnvoll, auch die Boilies zusätzlich zu süßen. Der Süßstoff NHDC (Neohesperidin-Dihydrochalkon) ist 400-600 Mal süßer als gewöhnlicher Zucker. Er ist nicht nur selbst süß, sondern verstärkt zusätzlich außerdem die Wirkung anderer Süßstoffe.
Was in Kaugummis, Speiseeis und Süßgetränken Anwendung findet, können wir auch in unseren Boilies verarbeiten. Es gibt diesen Sweetner sowohl in flüssiger Form, als auch in Pulver-Form. Eine Dosierung von 1-4 g/kg Mix ist vollkommen ausreichend.
Gewürze
Um Deinem Boilie eine spezielle Eigennote zu verpassen, kannst Du auf Gewürze zurückgreifen. Natürliche Gewürze aus dem Lebensmittel-Handel können hierbei kaum überdosiert werden, weshalb Du umfassend experimentieren kannst.
Während sich in der Weihnachtszeit Spekulatius, Vanille und Zimt anbieten, kannst Du im Sommer z.B. mit scharfem Chilipulver versuchen, Weißfische abzuschrecken. Auch Kümmel und Koriander können dem Boilie das gewisse Etwas verpassen. Gewürze werden zunächst dem flüssigen Anteil des Mixes (Eier) beigemengt.
Salz
Das Mineral Salz ist ein natürlicher Konservierer sowie Geschmacksverstärker. Schon vor langer Zeit haben Menschen Fleisch und Fisch in Salz haltbar gemacht. Das klappt auch mit Boilies.
Wenn Du Deine Boilies in einem Eimer oder Fass mit Salz konservieren möchtest, sollten ca. 500 g Salz auf 1 kg Boilies kommen. Am besten werden beim Befüllen immer wieder Schichten aufgetragen. Um vakuumierte Boilies mit Salz noch haltbarer zu machen, reichen hier hingegen schon ca. 500 g Salz auf 4,5 kg Baits aus. Da Karpfen Salz augenscheinlich nicht uninteressant finden, musst Du Deine Boilies vor der Nutzung höchstens grob vom Salz befreien.
Weil Salz ein Geschmacksverstärker ist, kannst Du Deinem Mix außerdem 2-3 % untermischen, indem es mit den Eiern vermengt wird. Besonders günstig ist die Anschaffung als Sackware aus dem Metzgerei-Bedarf.
Flüssige Zutaten (Saucen, Liquids, Öle, Flavour)
Um unseren Boilie lockwirksamer und individueller zu machen, eignet sich auch die Zugabe flüssiger Lockstoffe. Zum einen kannst Du hier auf passende Liquids und Additive aus dem Angel-Segment zurückgreifen (Fischöl, Hanföl, Black Pepper Oil, Bloodworm, CSL usw.).
Zum anderen findet man aber auch hier im Lebensmittel-Segment tolle Lösungen. Ein gutes Beispiel ist die Asia-Abteilung (Austernsauce, Sambal Oelek, Chili- und Curry-Pasten verschiedenster Art). Auch Maggi ist ein guter Inhaltsstoff für Boilies, denn es enthält u.a. das für Karpfen anziehende Liebstöckel. Für „süße Karpfen“ empfehlen sich des Weiteren Honig und Zuckerrüben-Syrup (enthält das vielgelobte Betain).
Darüber hinaus ist ätherisches Öl wohl eine der besten Möglichkeiten, ganz intensive Aromen im Boilie zu kreieren. Es nicht allzu günstig und darf nicht direkt eingeatmet werden, da die Dosierung sehr hoch ist. 10-15 Tropfen aus der Pipette pro kg Mix sind absolut ausreichend.
Ob mit all diesen Möglichkeiten im Übrigen heute noch künstliches Flavour zur Anwendung kommen muss, steht einem frei. Ich persönlich nutze kein künstliches Flavour.
Boilies selber machen – Die wichtigsten Tipps vor dem Rollen
- Wähle zunächst einen Mix aus wenigen Zutaten und teste, ob sich dieser Rollen lässt. Im Folgenden kann dann immer mehr mit hochwertigen Extrakten, Gewürzen und Co. experimentiert werden. Macht man es zu Anfang schon sehr komplex, scheitert der Ablauf am ehesten und das Investment in die Zutaten war verschwendet.
- Mache vor dem 1. Abrollen lieber erst einmal nur 500 oder 1000 Gramm Trockenmix. Zu Anfang gelingt das Prozedere oft schleppend, sodass der zeitliche Aufwand unterschätzt wird. Klappen die Abläufe, kann auch mehr Masse angerührt werden.
- Knete den Teig so lange, bis er kaum mehr klebt. Ansonsten lässt er sich nur beschwerlich oder gar nicht auf dem Roller artgerecht portionieren. Es ist normal, dass ein hoher Fischmehlanteil besonders klebrig ist. In diesem Zusammenhang erscheint es sinnvoll, den Mix mal eine Stunde ziehen zu lassen.
Video: Eine Möglichkeit, Boilies zu machen
Es diverse Wege, Boilies zu machen. Maßgeblich hängt der Weg davon ab, welche Ausrüstungsgegenstände man eben dazu parat hat. Mit einer kleinen Druckluft-Gun und einem Mammutroller erfordern 1-2 kg auf jeden Fall wenig Aufwand.
Boilies selber machen – So gelingt es Schritt-für-Schritt
- Bereite so viel wie möglich vor, damit ein reibungsloser Ablauf gewährleistet werden kann. Platziere/Befestige den Roller z.B. bereits auf einer geeigneten Unterlage, stelle Behälter/Kisten für die Teigkugeln bereit, bereite den Druckluft-Kessel mitsamt Boiliegun vor etc.
- Zunächst sind 2 Eimer/Maurerkübel essentiell. In einem Exemplar vermengst Du Deinen Trockenmix, im anderen den flüssigen Mix. Das Abwiegen gelingt mittels Küchenwaage und Tara-Funktion. Das Tragen von Einweghandschuhen bietet sich zudem an.
- Feine Attraktoren, die in kleinen Anteilen hinzugegeben werden, wie Extrakte, Gewürze und Salz, kommen in den flüssigen Anteil mit den Eiern.
- Extrakte lassen sich besonders homogen im flüssigen Anteil unterbringen, wenn Du sie zuvor in einem kleinen Behälter mit lauwarmem Wasser auflöst. Wenn der flüssige Anteil sehr gut durchgerührt wird, muss das aber nicht unbedingt sein.
- Sind sowohl der Trockenmix (dies gelingt zumeist schon mit den Händen zuverlässig), als auch der feuchte Eier-Mix gleichmäßig vermengt (Letzteres geht z.B. gut mit der Kombination aus Akkuschrauber und Mörtelrührer), kannst Du nach und nach den Trocken-Mix in den nassen Mix kippen.
- Knete den Teig nun mit einem Rührer und/oder den Händen ordentlich durch. Alles soll möglichst gleichmäßig aussehen, damit die Aufteilung der Einzelzutaten eben homogen wird (Ansonsten wird ein Teil der Boilies womöglich ungewollt attraktiver als der andere).
- Je mehr tierisches Eiweiß Dein Mix enthält, desto länger wird er klebrig bleiben. Hier kann es sich lohnen, auch mal eine halbe Stunde abzuwarten. Damit sich die Wirkung fermentierter Produkte und Extrakte besonders gut entfaltet, lassen manche Karpfenangler den Mix ohnehin nun mitunter über Nacht ruhen.
- Ist Dein Teig gut knetbar, kannst Du die Boilies nun rollen. Ist er zu feucht, lässt sich dies mit der Hinzugabe von Maismehl oder Weizengrieß beheben. Ist der Mix zu trocken, helfen flüssige Komponenten, wie Wasser oder Liquid.
- Rolle den Teig entweder mit den Händen oder einem Boilieroller. Für letzteres müssen zunächst vom Durchmesser her passende Würste in der Boiliegun gemacht werden. Mehr dazu erfährst Du im weiter unten aufgeführten Video. Der Boilieroller sollte mit der Unterseite möglichst fix am Untergrund haften. Die Wurst wird dann quer sowie zentral abgelegt. Im Anschluss sollte es reichen, die Oberseite fest anzudrücken und mit jener 3-5 Mal zügig hoch und runter zu fahren.
- Fertige Teigkugeln können nun gedämpft oder gekocht werden. Beim Dämpfen reichen, je nach Boilie-Durchmesser, 10-25 Minuten aus. Das Kochen gestaltet sich dahingehend, dass die Boiles erst hineingeworfen werden, wenn das Wasser wirklich sprudelt. Nun wirfst Du die Kugeln hinein und wartest, bis sie oben schwimmen. Sind sie oben, lohnt es sich, noch einem Angeblick mit dem Abschöpfen zu warten (ca. 1 Minute), damit sie hart genug werden.
- Das Aushärten findet an einem gut belüfteten, jedoch vor Tieren geschützten Ort statt. Ich trockne meine Boilies in Pflanzenkästen/Staudenkisten (hier wird eine gleichmäßige Luftzirkulation begünstigt). Je länger sie an der frischen Luft trocknen, desto härter werden die Boilies. In der Regel werden 3-5 Tage ausreichen (Werden die Baits eingefroren, können 24 Stunden ausreichend sein).
- Sofern Du Deine Boilies innerhalb von 2 Wochen verbrauchst, kannst Du sie einfach in einem geschlossenen Gefäß lagern. Ist dies nicht der Fall, kommen Konservierungs-Methoden in Frage (Einfrieren, Einsalzen, Vakuumieren oder mit flüssigem Konservierer im Mix arbeiten).
Boilies selber machen – Diese Rezepte bringen Fisch
Im Internet gibt es viele Rezepte, die man einfach kopieren kann. Daran ist nichts verwerfliches. Hältst Du Dich an die grundlegende Empfehlung zum Protein-, Kohlenhydrat- und Fett-Anteil, wirst Du aber auch mit einem kompletten Eigenbau zügig zurechtkommen.
Hier einige Denkanstöße:
Simpler Fischmehl-Mix (Protein-Kugel)
35% Fischmehl
20% Maismehl
20% Hartweizengrieß
15% Sojamehl vollfett
10% Milchpulver
Simpler Birdfood-Mix (Kohlenhydrat-Kugel)
35% Eifutter/Birdfood
20% Maismehl
15% Hartweizengrieß
15% Milchpulver
15% Sojamehl vollfett
Um diese Standard-Mixe aufzuwerten, kannst Du natürlich nach Vorliebe Extrakte, Fischprotein, Gewürze und Flüssigkeiten hinzugeben.
Boilies selber machen – Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Dass zu Anfang noch nicht alles so rund läuft, wie man es gerne hätte, ist beim Abrollen von Boilies normal und stoisch einzuplanen. Testest Du zunächst Rezepte aus wenigen Zutaten und kleine Mengen, kommen dabei am schnellsten probate Kugeln heraus. Liegt der erste Fisch, gefangenen auf die eigenen Boilies, auf der Matte, steigt das Vertrauen oft sehr steil an. Dieses Ereignis kann ein ganz prägnantes Gefühl auslösen.
Viel Spaß beim Boiles selber machen!