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Karpfen – Steckbrief, Lebensraum & Lebensweise

Karpfen – Lexikoneintrag

Karpfen (Cyprinius Caprio) sind die größten Friedfische unserer Binnengewässer. Sie wurden durch die Eiszeit aus ganz Europa verdrängt, jedoch vor ca. 2000 Jahren durch Menschenhand hier wieder angesiedelt. Im Mittelalter wurden die ersten Karpfenwirtschaften kultiviert. Damals hielten vor allem Mönche diese Fische in Klöstern, da Karpfen ein beliebtes Gericht während der religiösen Fastenzeit war. In den Vereinigten Staaten wurde der Karpfen 1876 eingeführt.

Karpfen können sowohl Gerüche, als auch Geschmäcker wahrnehmen. Die Nasenlöcher oberhalb des

Der Wildkarpfen in seiner Ursprungsform.

Mundes durchströmt Wasser und lässt sie riechen. Mit Hilfe ihrer 4 Barteln und der Geschmacksknospen im Gaumenbereich können sie schmecken. Vor allem auf salzige, saure, süße oder würzige Substanzen reagieren sie empfindlich. Da die Augen des Karpfens relativ weit seitlich angeordnet sind, kann er sehr schnell auf Bewegungen in seinem Umfeld reagieren, obwohl sein Gesichtsfeld recht begrenzt ist.

Karpfen besitzen keinen Magen und verdauen ihre Nahrung deshalb ausschließlich in ihrem langen Darm.

Karpfen sind beliebte Angelfische. Große Exemplare sind jedoch nur schwer zu überlisten. Gut angelegte und oft befütterte Angelplätze sind oft der Schlüssel zum Erfolg. Während der Laichzeit ist der Karpfen eher im flachen Wasser anzutreffen. Zu anderen Jahreszeiten ist er auch in größeren Tiefen zu finden. An heißen Sommertagen sucht er seichte Uferstellen, wie Seerosenfelder, auf, um zu fressen. Da Karpfen eher gesellige Tiere sind, kann man an einem guten Platz oft mehrere Exemplare hintereinander fangen.

Karpfen sind, auf Grund ihrer geringen Ansprüche an die Wasserqualität, der wichtigste Zuchtfisch der Teichwirtschaft. Zusammen mit der Forelle sorgt er für den Broterhalt der Züchter.

Das Fleisch eines Karpfens ist schmackhaft, fett- und eiweißhaltig und daher sehr nahrhaft. Soll ein Karpfen geschlachtet werden, sollte er vorher einige Tage in einem Klarwasserbecken schwimmen, da er ansonsten mit Schlammgerüchen aus dem Teich behaftet sein könnte.

1999 wurde der Karpfen vom deutschen Anglerverband e.V. (DAV) zum Jahrhundertfisch gewählt.

Karpfen – Aussehen

Das Aussehen des Karpfens ist zum Teil durch äußere Umstände, wie dem Wasser- und Strukturbefinden des Gewässers, beeinflusst. Karpfen haben ein endständiges Maul, welches sie vorstülpen können, um im Grund zu wühlen und um Nahrung aufnehmen zu können. An der Oberlippe sitzen 2 lange und 2 kurze Barteln. Seine Schlundzähne sind dreireihig.

Er ist normalflossig und besitzt eine langgestreckte Rückenflosse. Besonders große Exemplare haben oft eine Wirbelstauchung. Des Weiteren kann das Aussehen durch überstandene Krankheiten beeinflusst werden.

Während der Laichzeit haben Milchner einen leichten Ausschlag auf dem Kopf, den Brustflossen und den Kiemendeckeln.

Die Färbung eines Karpfens variiert stark. Sein Rücken ist dunkelgrün oder braungrün gefärbt. Die Seiten sind blaugrün bis goldgelb. Zum Bauch hin werden Karpfen stets heller und können zum Teil dort hellweiß oder gelbweiß sein. Die Flossen sind blaugrün und selten an der Rückenflosse leicht rötlich. Zum Teil gibt es sogar violett gefärbte Karpfen durch Züchtung.

Rote, gelbe und weiße Karpfen entstammen der japanischen Züchtung und sind hierzulande als Koi bekannt. Sie sind teils äußerst selten und wertvoll, weshalb Kois durchaus als Wertanlage genutzt werden können.

Der Grasfisch, auch Graskarpfen genannt, gehört übrigens nicht direkt zu den nachfolgenden Karpfenarten, sondern zur Gattung der Ctenopharyngodon.

Je nach Schuppenkleid werden Karpfen in 4 Arten differenziert:

   1. Schuppenkarpfen

Wildkarpfen

Von USFWS – National Image Library, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=738817

Der Schuppenkarpfen ist die ursprüngliche Wildform des Karpfens. Aus dieser Art entstanden all die weiteren Zuchtkarpfen. In seiner Stammform ist der Schuppenkarpfen nicht besonders hochrückig und eher torpedoartig gestreckt. Die Urform kann in dieser Gestalt in Flüssen extrem viel Kraft entwickeln.

Der Name rührt daher, dass er über ein vollständiges Schuppenkleid verfügt. Seine Schuppen sind bis zu 3 cm lang und 2,5 cm breit.

Durch die Züchtung entstanden sowohl gestreckte Formen (böhmische und fränkische Rasse), als auch hochhackige Formen (Aischgründer, Galizische Rasse). Früher waren die Unterschiede der Zuchtformen prägnanter. Heute sind sie nicht mehr so offensichtlich, da es durch den Salzfischhandel auch zu vielen Mischungen untereinander kam.

Der Schwerpunkt der Züchtung obliegt dem Spiegelkarpfen.

   2. Spiegelkarpfen

Der Spiegelkarpfen ist der beliebteste Zuchtfisch unter den Karpfen, da er in seiner Wuchsform und

Spiegler

Von Julian K. – selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=2564171

Resistenz gegen Krankheiten der Ursprungsart am nächsten ist. Auch in unseren Gewässern trifft man ihn mittlerweile am häufigsten an.

Seine Schuppen sind bis zu 5 cm lang und 3 cm breit. Spiegelkarpfen sind schwach beschuppt und besitzen meist nur eine Reihe Schuppen entlang der Flanke und einige einzelne Schuppen am Schwanzstiel.

Spiegelkarpfen sind hochhackiger, kürzer und breiter als Schuppenkarpfen. Der Kopf ist klein und spitz. Sein Rücken steigt direkt hinter dem Kopf wulstig an. Die Wachstumsleistung und Krankheitsresistenz gleichen der des Schuppenkarpfens.

Die Spigelbeschuppung ist immer reinerbig (homozygot).

  3. Zeilkarpfen

Von George Chernilevsky – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5169807

Zeilkarpfen sind eine unerwünschte Zuchtform des Karpfens, denn sie wachsen langsamer ab und sind weniger resistent gegenüber Krankheiten. Aus diesem Grund werden sie heutzutage auch kaum noch gezüchtet.

Diese Art heißt Zeilkarpfen, weil eine Reihe großer Schuppen (Zeilschuppen) entlang der Seitenlinie (Zeile) verläuft. Diese Zeile kann auch doppelt oder dreifach vorhanden sind, jedoch wird nur eine Zeile als ideal angesehen.

Wenn beim Zeilkarpfen eine Reihe Schuppen am Rücken vorhanden ist und einige Einzelschuppen am Schwanz und an der Afterflosse, wie es auch beim Spiegelkarpfen der Fall ist, hat er gute Überlebens- und Fortpflanzungschancen. Fehlt diese Form der Schuppen, liegt eine spalterbige (heterozygote) Form mit Letalfaktor vor, weshalb der Nachwuchs vor der Geschlechtsreife stirbt, wenn er einer homozygoten Form unterliegt.

  4. Lederkarpfen

Lederkarpfen, auch Nacktkarpfen genannt, besitzen keine oder nur sehr wenige Schuppen. Einzelne Schuppen kommen teils unterhalb der Rückenflosse oder am Schwanz vor.

Die Haut des Lederkarpfens ist dick und ledrig. Früher wurde er in der Teichwirtschaft gehalten. Da sich jedoch herausstellte, dass er besonders krankheitsanfällig ist und häufig Flossendefekte auftreten, da die schützenden Schuppen fehlen, wurde er immer mehr vernachlässigt.

Zudem sind Lederkarpfen nicht so wuchsfreudig wie Spiegelkarpfen und bleiben bis zu 30 % hinter deren Wachstum zurück. Daher wird er heute kaum noch gezüchtet. Des Weiteren kann der Letalfaktor, wie beim Zeilkarpfen, die Erbfolge unterbrechen.

Karpfen – Vorkommen

Ursprünglich war der Karpfen in Japan, China, Mittelasien bis hin zum Schwarzen Meer verbreitet. Heute ist er auch in ganz Europa (bis zu einem Breitengrad von 60), Nordamerika, Australien und einigen tropischen Ländern heimisch.

Er bevorzugt nahrungsreiche, warme Gewässer, die reich an Pflanzenbewuchs sind. Teiche mit Uferbewuchs und langsam fließende, pflanzenreiche Flüsse mag er besonders.

Der Boden des Gewässers sollte sandig oder schlammig sein. Karpfen halten sich tagsüber an tiefen und geschützten Plätzen auf. Sie sind äußerst scheu und vorsichtig. In der Dämmerung werden sie teils lebhafter und suchen aktiver nach Nahrung.

Karpfen – Nahrung

Karpfen sind Friedfische und ernähren sich hauptsächlich von Würmern, Insekten, Larven, Plankton, Muscheln, Schnecken, Kartoffeln, sowie Partikeln, wie Mais, Weizen und Tigernüssen.

Teilweise fressen große Karpfen ab und zu auch Mal einen kleinen Fisch oder einen Molch.

Mit Hilfe seines nach vorne gestülpten, rüsselartigen Mauls kann der Karpfen bis zu 15 cm tief im Boden nach Nahrung wühlen.

Karpfen – Größe & Gewicht

Drei- bis viersömmrige Karpfen sind 30-40 cm lang und 500-1000 g schwer. In Ausnahmefällen können sie über 50 kg schwer und über 1 m lang werden. Mit einer solchen Größe sind die Exemplare meist bereits 40 Jahre alt.

Karpfen in Zuchtanlagen erreichen nach ca. 3 Jahren ein gutes Schlachtgewicht von 2 kg/4 Pfund.

Grundsätzlich sind Größe & Gewicht auch stark vom Lebensraum abhängig.

Karpfen laichen erst bei einer Wassertemperatur von mehr als 20 Grad, weshalb in Deutschland oft Besatzmaßnahmen erfolgen müssen.

Karpfen gedeihen am besten bei Temperaturen von mehr als 20 Grad. Im Winter nehmen sie sehr wenig Nahrung zu sich.

Karpfen – Fortpflanzung

Die Laichreife ist von der Wassertemperatur abhängig und daher mit keiner festen Datierung verbunden. In Ostasien werden Karpfen nach 6 bis 12 Monaten geschlechtsreif. In unseren Breiten erfolgt dies bei Milchnern nach 3 Jahren und bei Rognern nach 3-4 Jahren.

Die Laichzeit hierzulande beginnt meist im Mai und endet im Juli. In manchen Gewässern laichen Karpfen allerdings bei uns nicht, z.B. in kälteren und tiefen Flüssen. In nördlicheren Gebieten laichen Karpfen generell nicht, wenn es zu kalt ist.

Hat die Wassertemperatur 20 Grad erreicht, laichen die Karpfen an seichten und mit Pflanzen bewachsenen Uferstellen. Der Laich wird in Etappen innerhalb von 7 Tagen abgelegt. Es werden pro kg Körpergewicht rund 200.000-300.000 Eier abgelegt. Die klebrigen, durchsichtigen und leicht gelblichen Eier haben einen Durchmesser von 1 mm, welcher sich nach dem Aufquellen auf 1,6 mm ausweitet. Da die Eier an Wasserpflanzen haften, ist eine bestmögliche Sauerstoffversorgung gewährleistet.

Die Entwicklung dauert in etwa 3-5 Tage. Dann schlüpfen die ca. 5 mm großen Karpfenlarven, saugen sich mit ihren Haftungsorganen an den Wasserpflanzen fest und arbeiten sich an ihnen bis zur Wasseroberfläche hoch, wo sie ihre Schwimmblase mit Luft füllen.

Die Flossen entwicklen sich, mit Ausnahme der Bauchflossen, da dort noch der Dottersack hängt, bereits nach wenigen Tagen. Ab einer Länge von 16 bis 18 mm setzt die Schuppenbildung ein, die bei einer Länge von 22 bis 25 mm abgeschlossen ist.

Die Nahrungsaufnahme beginnt, sobald die Brut schwimmfähig ist und besteht zu Anfang aus pflanzlichem und tierischem Plankton (Algen, Kleinkrebse, Rädertierchen usw.). Ab einer Länge von 18 mm werden zudem Tiere vom Gewässergrund aufgenommen.

Karpfen – Fanggeräte & Köder

Beim Fischen auf Großkarpfen hat sich das Angeln mit der Festbleimontage etabliert. Dazu wird ein Köder (Boilie, Pellet, Kartoffel, Hartmais-Kette, Tigernüsse, Erbsen etc.) auf das Haar eines 2-8er Karpfenhakens aufgezogen, das Vorfach an einen Wirbel geknotet und auf oder vor diesen Wirbel ein Blei, mit oder ohne Safety Clip, gezogen. Nimmt ein Karpfen nun den Köder auf und schwimmt ein Stück, hakt er sich selbst gegen das Bleigewicht. Damit der Selbsthakeffekt funktioniert, sollte das Blei mindestens 60 g wiegen. Dies ist aber auch abhängig davon, wie dickdrahtig der Haken ist, wie schlammig der Boden ist und, ob die Rute weit geworfen werden muss.

Für Karpfen bis 10 Pfund reichen simple Montagen mit Pose oder Grundblei. Die Rute sollte 3 m oder länger sein und die Rolle mit einer 0,30er-0,40er Monofilen Schnur ausgestattet sein. Ein 4er-10er Haken, mit etwas Teig oder Dosenmais bestückt, lockt die Cypriniden an den Köder. Weitere Köder sind Frühstücksfleisch, Maden oder Würmer. Brot kann an der Oberfläche angeboten werden, falls die Karpfen sich dort aufhalten.

Wenn man die Chancen erhöhen möchte, einen Karpfen zu fangen, sollte man an einem guten Spot vorher mit Partikeln (Mais, Tigernüsse, Weizen, Hanf etc.) anfüttern. Die Beißzeit beginnt im März und endet im November. Im heißen Sommer beißen die Karpfen meist jedoch nicht so gut, wie im Frühling oder Herbst. Als bester Fangmonat für besonders große Fische gilt der Oktober, in dem sich die Karpfen Winterspeck anfressen.

Boilies und Partikel bietet man am besten an einem Haarvorfach, in Kombination mit einer Festblei-Montage (Bolt Rig) an. Die grundlegende Standardvariante ist hierbei das No Knot Rig, auf welches viele andere Hair-Rigs aufbauen.

 

Ein Stück Geflecht, Combi Link oder Fluorocarbon, zwischen 15 und 45 lbs Tragkraft, zur Hand nehmen. Die Vorfachlänge sollte dem Gewässerboden, sowie dem Verhalten der Karpfen angepasst werden. Grundsätzlich sollte das fertige Vorfach 10-25 cm lang sein. Bei starkem Schlamm empfehlen sich 30+ cm und mehr, oder alternativ ein Chod Rig.

Doppelte Schlaufe legen und festziehen. Hier wird später der Köder mit einer Ködernadel aufgezogen. Fertig ist das sogenannte Haar.

Nun einen Haken der Größe 2-8, passend zum Köder, VON HINTEN durch das Öhr auf das andere Ende der Schnur ziehen.

Jetzt empfiehlt es sich, den/die späteren Hakenköder schon einmal auf das Haar aufzuziehen und den Haken in etwa eine Finger- oder Daumenbreite entfernt zu platzieren. Je größer der Köder, desto größer kann der Abstand zum Haken sein. Wer keine Anpassung an den Köder vornimmt, kann auch später mit speziellen Stoppern arbeiten.

Als nächstes wird das längere Ende der Schnur 8-10 Mal um den Hakenschenkel und das kurze Ende gewickelt und schließlich wieder von hinten durch das Öhr geführt.

Fertig ist das bewährte und beliebte NoKnot-Vorfach. Die andere Seite des Vorfaches kann entweder ebenfalls mit einer Doppelschlaufe versehen werden, wenn ein Quick Change Wirbel verwendet wird, oder es wird z.B. mittels Grinner Knoten an einen Standardwirbel geknotet.


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